Geschichte des Oberpfälzer Waldvereins
- Zweigverein Flossenbürg -

             
Niedergeschrieben zur Herausgabe der "Flossenbürger Chronik" im Jahr 1990

Text: Bernhard Neumann, Pressewart des OWV
                 

„Der Oberpfälzer Waldverein hat die Aufgabe, bei seinen Mitgliedern und in der Öffentlichkeit das
Wissen um die Oberpfälzer Heimat
zu fördern und alles zur
Erhaltung unserer heimatlichen Natur
, wie zur
Verschönerung der Landschaft und unserer Orte

zu tun."


Mit diesen wenigen Worten umschreibt die Satzung umfassend die Absichten und Ziele eines der größten Kulturträger in Flossenbürg. Konkret werden anschließend einzelne Punkte angeführt, denen ein besonderes Gewicht zukommt. Genannt sind, um einige der wichtigsten Beispiele zu nennen, der Natur-, der Landschafts-, der Tier- und Pflanzenschutz, die Pflege des bodenständigen Volks- und Brauchtums, die Anlegung und Unterhaltung von Wanderwegen, die Herausgabe von Wanderkarten und Wanderführern, die Ortsverschönerung, der Kampf gegen jede Verunstaltung der Natur und der heimatgeschichtlich bedeutsamen Bauwerke oder die Aufklärung der Öffentlichkeit im Sinne solcher Ziele.

All das gilt nicht nur heute für den OWV in unserem Heimatort. Es waren sicherlich auch die Beweggründe dafür, warum sich im Jahr 1923 eine ganze Reihe von Einwohnern zusammenfand und den Verein „aus der Taufe hob". Bürgermeister Heinrich Beierl richtete damals ein Schreiben an den Hauptverein in Weiden:

„Erlaube mir ergebendst mitzuteilen, dass wir am vergangenen Sonntag (24. Juni 1923) den Zweigverein zum Oberpfälzer Waldverein gegründet haben. Wir sind vorläufig 40 Mitglieder stark. Vorstand ist Herr Forstmeister Schwarz; Kassier Herr Granitwerkbesitzer Jakob; Schriftführer Herr Lehrer Riebl; Beisitzer die Herren Poliermeister Drexler und Steinmetz Wilhelm Hößl - und da man hierzu auch gewöhnlich einen Vereinsdiener braucht, so habe ich mich für diesen Ehrenposten herbeigelassen. Ein Betriebskapital von ca. 40.000 Mark (Anm.: Inflationszeit!) steht uns zur Verfügung und bitten also um nähere Weisung. Mit Vereinsgruß, gez. Beierl. Bürgermeister."

Auch wenn aus dieser Zeit, genauso wie später aus den NS- und den Kriegsjahren, nicht sehr viel erhalten ist, so dürfte der Gründungstag wohl bewußt so gelegt worden sein. Es war der „Johannistag", an dem bei Einbruch der Dämmerung damals genauso wie heute das Sonnwendfeuer auf dem Schloßberg abgebrannt wurde. Unter dem Motto „Grün die Wälder, grau die Burgen - Oberpfalz mein Heimatland" mögen die Gründungsmitglieder den Gedanken gefasst haben, echte und von Herzen kommende Heimatliebe auch konkret umzusetzen. Dabei spielten, wie die Namen zeigen, Standes- oder Gesellschaftsunterschiede keinerlei Rolle. Es gab keine „Vereinsmeierei", Treue und Mitarbeit standen im Vordergrund. Bereits nach kurzer Zeit kam es zu regen Aktivitäten. Man markierte Wanderwege, widmete dem Wintersport in Flossenbürg und auf der Silberhütte ein Hauptaugenmerk oder bemühte sich z. B. die Verkehrsverhältnisse zu verbessern. Immerhin war ja schon damals die Grenzlandgemeinde ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel, vor allem die Bürger aus Weiden. Mitte der dreißiger Jahre erging es dem OWV so wie vielen anderen Vereinen, die nicht das Hakenkreuz in der Fahne trugen. Der Nationalsozialismus duldete keine weitere Tätigkeit, das Vereinsvermögen wurde eingezogen und die Unterlagen vernichtet.

Viele der früheren, treuesten Mitglieder überlebten etwas später dann die Schrecken des Zweiten Weltkrieges nicht. Ein herber Verlust, insbesondere im Hinblick auf das Jahr 1949. Trotz großer Not und vieler Sorgen in der Nachkriegszeit fanden sich bereits am 6. August 1949 zehn Naturfreunde in der Gaststätte „Schloßberg" ein. Die meisten davon gehörten schon früher dem OWV an.

Wiedergründungsvorstand war Karl Krapf, er hatte dieses Amt bis 1953 inne. Ihm folgten dann Ernst Wenzel (1953-1959 und 1961-1962), Hans Rosner (1959-1961), Josef Graf (1962-1963), Albert Schwägerl (1963-1965 und 1968-1979), Fritz Kühnel (1965-1968), und Heinz Ulbrich (1979-1983). Ab dem 14.4.1983 leitete der langjährige zweite Vorsitzende Richard Schedl den OWV.

Die lange Zwangspause während der NS-Zeit konnte der Gemeinschaft offensichtlich nichts anhaben. Mit viel Eifer ging man daran, eine neue, erfolgreiche Epoche einzuläuten. Grundvoraussetzung dafür war zunächst eine intensive Mitgliederwerbung. Tatkräftige Arbeit verlangten die Ortsverschönerung, Pflanzaktionen, das Aufstellen von Ruhebänken, das Markieren der Wanderwege oder die Mitarbeit im Fremdenverkehr. Vieles Weitere wäre für die folgenden Jahre und Jahrzehnte noch anzuführen, der zur Verfügung stehende Raum erlaubt nur wenige Hinweise: Ganz besonders ragt hier das in zahllosen Arbeitsstunden angefertigte Modell der Burg heraus, das später dann eine Restaurierung erforderte. Zu nennen sind auch der Schaukasten im Burghof, Waldweihnachten, „Ramma-damma-Aktionen" mit der Gemeinde, Wander- oder Erläuterungstafeln oder viele Maßnahmen zugunsten des Natur- und Landschaftsschutzes. Nicht zu vergessen der Besuch zahlloser örtlicher oder überörtlicher Veranstaltungen.

Einen Aufschwung, auf den alle Mitglieder stolz sein durften, erlebte der OWV während der Tätigkeit des Forstmeisters Willy Nirschl in der Grenzlandgemeinde. Seine Ideen und Aktivitäten konnten begeistern. Erinnert sei an den Spielplatz „Planer Höhe" oder die Restaurierung der Ruine Schellenberg. Ein Mann erwarb sich im OWV ebenfalls Verdienste, die herausragen und die sich für ganz Flossenbürg sehr positiv auswirkten.

Unter der Amtszeit von Albert Schwägerl konnten verschiedene, große Maßnahmen in die Tat umgesetzt werden. Aufgrund seines Engagements und des nicht nachlassenden Bemühens erreichte Schwägerl, dass die zuständigen Behörden schließlich der Anlage eines Aussichtsplateaus auf der Burgruine zustimmten. Es konnte 1974 der Öffentlichkeit übergeben werden. In Zusammenarbeit mit dem Hauptverein, der Gemeinde und dem Landkreis konnte er auch den großen Wanderparkplatz am Gaisweiher Wirklichkeit werden lassen. Einen enormen Aufwand verlangte im weiteren beispielsweise der Kinderspielplatz am Rumpelbach. Das Gelände wurde zu einem gern und häufig besuchten Ausflugsziel.

Wenn von Verdiensten die Rede ist, darf ein Name nicht vergessen werden. Ehrenmitglied Franz Seitz widmete  seit vielen Jahren und immer in verantwortlicher Position einen großen Teil seiner Freizeit dem OWV, ein Wanderweg trägt heute seinen Namen.

Selbstverständlich durfte aber auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommen. So begann im Jahr 1950 eine Tradition, die sich bis heute erhalten hat, das Waldfest am idyllisch gelegenen Rumpelbach. Vier Jahre später wurde bei einem solchen gemütlichen Beisammensein ein Vereinswimpel enthüllt, der auf allen Fahrten oder Wanderungen dabei ist. Einen festen Platz im Jahresablauf hat zwischenzeitlich ein weiteres Fest gefunden. Anlass dafür war 1981 der Abschluss von aufwendigen Restaurierungsarbeiten an einem alten Steinbackofen. Er befindet sich auf dem herrlich gelegenen Ortsplatz und ist einmal im Jahr zu einem Anziehungspunkt für Gäste aus nah und fern geworden. Original Oberpfälzer Schmankerl frisch aus dem Ofen, fröhliche Musik und Unterhaltung oder das gemütliche Beisammensein schufen hier eine neue Attraktion.

           

Ein Blick in den Verkaufsstand beim Backofenfest
      

               

               

                             

Zur engen Verbundenheit mit der Heimat gehört fast zwangsläufig auch die Pflege der Oberpfälzer Musikkultur. Die Anfänge im OWV reichen hier in das Jahr 1958 zurück. Damals entstand eine eigene Musikkapelle. In den siebziger Jahren kümmerte sich Franz Steiner erfolgreich um den Aufbau einer Volksmusikgruppe. Sie umrahmte mit ihren Auftritten zahlreiche Veranstaltungen. Immerhin 24 Sänger und Musikanten gehörten beispielsweise 1975 dieser Gemeinschaft an. Leider löste sie sich aber nach dem Tod von Franz Steiner auf. Einen erfreulichen Neuanfang gab es durch das nicht nachlassende Bemühen von Alfred Faltermeier anlässlich des 60jährigen Vereinsjubiläums im Jahr 1983. Bei dem großen Festabend in der Mehrzweckhalle trat die „Stubnmusi des OWV Flossenbürg" erstmals in der Öffentlichkeit auf und erntete viel Beifall. Im Laufe der Zeit entwickelte sich in dem Zusammenhang eine aus dem örtlichen Geschehen nicht mehr wegzudenkende Veranstaltungsreihe. Gemeinsam mit anderen Gruppen aus Flossenbürg und von auswärts fanden im neuen Rathaus jährlich ein „Volksmusikantentreffen" und die „Staade Musi zum Advent" statt.

 

Die ehemalige OWV-Stubnmusi

 

Das Jahr 1983 brachte auch noch eine weitere Veränderung. Am 14. April übernahm der langjährige zweite Vorsitzende Richard Schedl die Verantwortung für den OWV, er wurde zum Vorstand gewählt. Es dürfte nicht übertrieben sein, hier wiederum von einem „Glücksfall" für den Verein und für ganz Flossenbürg zu sprechen. Neben der umfangreichen „Alltagsarbeit" nahm Schedl, wirkungsvoll unterstützt von allen Vorstandsmitgliedern, einige große Projekte in Angriff. Das begann 1984 mit der Anlage des „Arnikabrunnens", der sich auf dem Weg zwischen dem Wurmsteinlift und dem Seefelsen befindet. Er ist mit seinem klaren Wasser und aufgrund seiner idyllischen Lage zu einer beliebten Station auf Wanderungen geworden.

Aufsehen in ganz Deutschland erregte dann 1985 die Markierung des „Mittelpunkts Mitteleuropas" im Ortsteil Hildweinsreuth. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde und mit Unterstützung der Firma Jakob, der Pan-Europa-Union, des Landes, des Bezirks und des Kreises, wurde auf dem Wanderparkplatz an der Ortseinfahrt eine gewölbte Granitscheibe angebracht. Sie zeigt einen Ausschnitt aus der Erdkugel mit Hildweinsreuth als Mittelpunkt. Die Einweihungsfeierlichkeiten mit Festzeltbetrieb und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und der Vereine liefen am 14. und 15. September 1985 ab. Der Europaabgeordnete Dr. Heinrich Aigner und Staatsminister August R. Lang hielten die vom Bayerischen Fernsehen in Ausschnitten übertragenen Festreden. Das Fernsehen war es im übrigen auch, das den Anstoß für das Vorhaben gab. Der „Mittelpunkt Mitteleuropas" ist dabei keine fantasievolle Erfindung, sondern besitzt einen geschichtlich belegten Hintergrund, der bis in das 18. Jahrhundert, in die Zeit von Kaiser Karl VI. zurückreicht. Heute ist die markante Stelle ein gern und häufig besuchtes Ausflugsziel und gleichzeitig Ausgangspunkt für Wanderungen durch die umliegenden Wälder.

Nochmals ist das Jahr 1984 zu nennen. Diesmal im Zusammenhang mit dem Beginn des wohl größten und umfangreichsten Vorhabens, das der OWV im Verlauf seiner bisherigen Geschichte in Angriff nahm. Schon lange bestand, auch in der gesamten Bevölkerung, der Wunsch, es sollten Ausgrabungs- beziehungsweise Restaurierungsarbeiten an der Burgruine vorgenommen werden. In enger Abstimmung mit allen beteiligten Fachstellen und mit der Gemeinde konnte dieser Wunsch in Form einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Wirklichkeit werden. Von Seiten des Vereins wurden in jedem Jahr jeweils drei Arbeitskräfte eingestellt.

Zunächst galt dem äußeren Burghof ein Hauptaugenmerk. Es wurden Geröll und Schutt beseitigt und insbesondere die Reste der äußeren Umfassungsmauer freigelegt. Die fachgerecht ausgebesserten und geschützten Fundamente zeigen die mächtigen Ausmaße der ehemaligen Hohenstaufenfeste auf. Später stand dann der innere Burgbereich, aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um den Wohntrakt, im Blickpunkt. Was hier in mühsamster und behutvoll ausgeführter Arbeit zutage trat, übertraf alle Erwartungen. Das reicht von der tatsächlichen Eingangsebene beim Hauptzugang über ein drittes Tor, große Pflasterflächen, einen Brennofen, ein Tonlager, oder ein Kellergewölbe bis hin zu einem hervorragend erhaltenen Brunnen.

Selbst die Vertreter der Fachbehörden zeigten sich davon überrascht und begeistert. Besonders herauszustellen ist auch noch, dass hier keine „Fantasierenovierung" erfolgte. Bei den Ausbesserungen wurde praktisch ausschließlich vorhandenes Originalmaterial verwendet. Zum jetzigen Zeitpunkt und im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit präsentiert sich die Burgruine, die nicht nur Wahrzeichen des Ortes, sondern auch des Naturparks Nördlicher Oberpfälzer Wald ist, in einem Bild, das bei den vielen tausend Besuchern einhellig Lob und Anerkennung hervorruft. Erst jetzt kann ein Eindruck vermittelt werden, wie es hier früher einmal ausgesehen haben mag und in welcher Größe die Anlage auf dem Schloßberg thronte.

         

Vertreter der Jugendgruppe als "Historische Jäger"


Zum Abschluss dieser in groben Zügen zusammengefassten OWV-Geschichte gilt es noch einen Umstand herauszustellen, dem gleichzeitig auch für die Zukunft eine erhebliche Bedeutung zukommt. Gemeint ist die unter dem Vorsitzenden Heinz Ulbrich gegründete Jugendgruppe. Helmut Erndt hat sich in den letzten Jahren des „Nachwuchses" ganz intensiv angenommen und verstand es, die Jugendlichen für verschiedenste Aktivitäten zu begeistern. Einige wenige Beispiele sind die Mithilfe bei archäologischen Ausgrabungen an einer früheren Glashütte in der Nähe der Altglashütte, mehrtägige Zeltlager, die äußerst erfolgreiche Teilnahme an Quiz- oder Sportveranstaltungen, Beiträge zum örtlichen Kinderferienprogramm, Landschaftssäuberungsaktionen oder Skiwanderungen.

Dies ist auch heute noch eine zweifellos sehr wichtige Angelegenheit für die „OWV-Familie". Schließlich wird hier in der Jugendgruppe ein Grundstock für die Liebe und Verbundenheit zur Heimat gelegt.
                

   

 Eines der vielen Projekte des OWV: Nach dem Umbau eines ehemaligen Kriegsbunkers auf dem Entenbühl zur "Hubertuskapelle" wurde im Herbst 2000 ein Kreuz vor dem kleinen Kirchlein errichtet.